Ökologisch lesen: so groß ist der Einfluss der Buchindustrie auf unsere Umwelt
Umweltschutz hat in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Glücklicherweise konnte bereits in vielen Branchen, aber auch im privaten Bereich, ein geschärftes Bewusstsein für Umwelt- und Klimaschutz geschaffen werden.
Immer wieder im Fokus stehen dabei auch der Buchdruck und die Buchindustrie. Glücklicherweise gibt es auch hier immer mehr und immer neuere technische Möglichkeiten, umweltfreundlicher und klimaneutraler zu produzieren. Zwei Begriffe stehen beim Thema Umweltschutz im Buchdruck ganz besonders im Fokus: Wiederverwendung und Wiederverwertung.
- Wiederverwendung – Wiederverwertung
- Umweltgerechte Buchherstellung
- Papierherstellung aus Altpapier
- Das FSC-Siegel
- Die bekanntesten Ökoverlage
- Umweltschutz oder Umweltschummel: Sind E-Bookreader wirklich klimafreundlicher?
Wiederverwendung – Wiederverwertung
Jeder von uns kann seinen Beitrag zum Umweltschutz und für eine gesunde Erde leisten. Das trifft natürlich auch auf Leseratten zu. Die beiden großen Begriffe Wiederverwertung und Wiederverwendung gehören damit nicht nur in die Buchindustrie, sondern sollten jeden Einzelnen von uns betreffen.
Verschiedene Onlineportale im Internet bieten die Möglichkeit, genau diese beiden Begriffe in die Tat umzusetzen. Gegen einen fairen Preis kann man gebrauchte Bücher online unter Bekanntgabe der ISBN Nummer verkaufen oder Second-Hand-Bücher ankaufen. Das Geld wird nach der Zusendung der Bücher direkt auf das eigene Konto überwiesen. Da ist nicht nur umweltfreundlicher, sondern kann damit auch noch das Haushaltsbudget etwas aufbessern.
Doch Umweltschutz kann und sollte natürlich nicht nur im Nachhinein passieren, sondern bestenfalls bereits während der Buchproduktion und im Buchdruck selbst ernst genommen werden. Glücklicherweise sehen das auch schon viele große Betriebe in der Buchindustrie gleich und gestalten ihre Produktion und den Druck umwelt- und klimaschonender.
Umweltgerechte Buchherstellung
Immer mehr Verlage und Druckereien entscheiden sich dafür, umweltfreundlich zu produzieren und Altpapier zu verwenden. Obwohl die Anzahl dieser Unternehmen stetig zu wachsen scheint und auch die Nachfrage nach ökologisch hergestellten Büchern von Jahr zu Jahr größer wird, sind es nach wie vor viel zu wenige. Immer noch wird in der Industrie hauptsächlich neues Papier verwendet – ganz gleich, ob es um Schreibpapier, Klopapier oder eben um Buchdruckpapier geht.
Die Produktion von neuem Papier erfolgt zum Großteil aus Materialien, die aus den letzten Urwäldern unserer Erde stammen.
Vor allem die Urwälder in Europa, in Osteuropa und in Russland mussten in den letzten Jahrzehnten daher massiv unter der Buchindustrie leiden. Doch glücklicherweise gibt es immer mehr Betriebe, die ihre Produktion komplett umstellen und klima- beziehungsweise umweltfreundlich drucken und herstellen. Bevor jedoch die Buchindustrie diesem Trend folgte, versuchte man sich an recycelten Gebrauchspapieren, wie Briefpapier, Toilettenpapier und ähnlichem.
Danach erst entdeckten die Verlage das Thema Wiederverwertung für sich. Heute gibt es bereits eine Vielzahl an Verlagen, die ausschließlich auf Altpapier drucken. Einige davon möchten wir Ihnen etwas später kurz vorstellen. Obwohl nach wie vor Vorurteile hinsichtlich der Qualität von ökologisch gedruckten Büchern bestehen, sind diese dennoch vollkommen unbegründet. So wird beispielsweise immer wieder behauptet, dass die Herstellung von Altpapier sehr viel Energien und Ressourcen kosten würde und sich daher das Recycling von Papier im Grunde nicht lohnen würde.
Diese Behauptung ist jedoch sehr veraltet, denn in den letzten 5 bis 10 Jahren wurde die Industrie hinsichtlich ihrer Herstellungsabläufe erheblich verbessert. Damit wird für die Herstellung von Altpapier heute deutlich weniger Energie aufgewendet, wie für die Herstellung frischer Papierfasern. Da viele Leseratten zwar wissen, dass eine ökologische Produktion von Büchern Sinn macht, ist ihnen das Herstellungsverfahren von Altpapier meist vollkommen unbekannt. Im folgenden Abschnitt möchten wir dieses daher kurz vorstellen.
Papierherstellung aus Altpapier
Seit 2012 werden bereits knapp 50 Prozent des Papiers in Deutschland aus Recyclingpapier hergestellt. Dieses setzt sich aus gesammeltem Karton, Pappe und aus Altpapier zusammen. Der Herstellungsprozess von Recyclingpapier verbraucht mehr als 60 Prozent weniger Wasser und Energie, als die Produktion von neuen Fasern. Neben den umweltschonenden Eigenschaften wird der Unterschied zwischen neuem und recyceltem Papier vor allem hinsichtlich der Farbe wahrgenommen. Da sich Verfärbungen nur schwer aus dem Papier entfernen lassen, ist Recyclingpapier in den meisten Fällen hellgrau.
Herstellungsprozess von Altpapier:
- Wiederaufschlämmung: Dabei werden alte Papierabfälle, wie Kartons, Pappe oder bereits aufbereitetes Altpapier in Wasser aufgelöst. Dadurch entsteht ein dünner Brei aus zerlegten Papierfasern.
- Um Fremdkörper zu entfernen, wird der Brei anschließend in einem speziellen Prozess und meist auch unter Zugabe chemischer Mittel gereinigt.
- Entfärben: Hochwertiges Altpapier, das später schön weiß sein soll, wird in einem zusätzlichen Vorgang entfärbt und gebleicht. Hierfür werden Natriumkarbonat, Natriumhydroxid, Peroxide und Hydrosulfite verwendet.
- Der gesäuberte (und eventuell auch gebleichte) Recyclingpapier-Brei wird anschließend zu einem neuen Papiererzeugnis weiterverarbeitet. Häufig wird der Brei mit geringen Mengen an frischen Papierfasern vermengt, um das spätere Recyclingpapier stabiler und widerstandsfähiger zu machen.
Das FSC-Siegel
Das FSC-Siegel ist eines der wichtigsten Prüfsiegel für größtenteils unbedenkliches Papier. Entwickelt wurde das Prüfsiegel und sein Zertifizierungssystem von einer internationalen Non-Profit-Organisation, dem Forest Stewardship Council.
Das FSC-Siegel kennzeichnet Holz-Erzeugnisse und damit auch Papier, das aus forstwirtschaftlichen Betrieben kommt und die Kriterien der FSC-Zertifizierung erfüllt.
Umweltschutzorganisationen, wie Greenpeace, der WWF oder andere internationale Interessenvertreter stehen hinter dem FSC-Prüfsiegel und bestätigen es als hilfreiches Werkzeug zur Förderung einer nachhaltigeren Forstwirtschaft. Die FSC Organisation zählt heute über 500 Mitglieder auf der ganzen Welt und konnte bisher über 120 Mio. Hektar Wald zertifizieren. In Deutschland sind es rund 700.000 Hektar. Die Zertifizierung eines forstwirtschaftlichen Betriebs erfolgt im Rahmen einer speziell einberufenen Arbeitsgruppe. Die Prüfung erfolgt anhand der 10 festgelegten Zertifizierungsstandards der FSC:
- Die Einhaltung der FSC-Prinzipien sowie der Forstgesetze
- Klare Definition, Dokumentation und rechtliche Verankerung langfristiger Nutzungsrechte und Besitzansprüche an land- und forstwirtschaftlichen Ressourcen
- Die Akzeptanz und Einhaltung der Rechte von indigenen Völkern
- Die Förderung des ökonomischen und sozialen Wohlbefindens der Bevölkerung und der Beschäftigten in den bewirtschaften Wäldern.
- Produktvielfalt und ökonomische Effizienz
- Unterstützung des Landwirtschaftsschutzes, der Schutzfunktionen des Waldes und der Biodiversität
- Ein Bewirtschaftungsplan, der konsequent umgesetzt wird
- Dokumentation und Bewertung der Nachhaltigkeit
- Schutz und Erhaltung von wichtigen Wäldern
10. Die Anlage von Plantagen zusätzlich zu naturnahen Bewirtschaftungsformen
Werden alle oder mehrere diese Zertifizierungsstandards vom geprüften Betrieb erfüllt, erfolgt die Zertifizierung.
Es gibt zwei verschiedene Arten von FSC-Siegeln:
- Zertifizierungsnummer gekennzeichnet, handelt es sich um 100%iges FSC-Holz oder ein 100%iges FSC-Holz-Erzeugnis.
- Ist ein Betrieb zwar FSC-zertifiziert, verarbeitet jedoch kein 100%iges FSC-Holz, wird zusätzlich zum FSC-Siegel, dem Erklärungssatz und der Hersteller-Zertifizierungsnummer auch noch der prozentuelle FSC-Holz-Gehalt angeführt.
FSC-Siegel werden in der Regel in Abständen von fünf Jahren geprüft und entweder verlängert oder wieder revidiert.
Obwohl die Anzahl der FSC-zertifizierten Betriebe in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen ist, scheitert eine Prüfung durch eine FSC-Arbeitsgruppe nach wie vor bei vielen Betrieben an den Kosten. Zwar fallen für die Zertifizierung selbst nur 30 Cent bis 1,50 Euro pro Hektar an, dafür ist jedoch die Beschaffung aller notwendigen Unterlagen, wie eines Bewirtschaftungsplans und ähnliches, mit teils hohen Kosten verbunden. Das dürfte auch der Grund dafür sein, dass es vor allem in den tropischen Ländern noch nicht wirklich viele FSC-zertifizierte Fortbetriebe gibt.
Die bekanntesten Ökoverlage
Wie bereits erwähnt, haben immer mehr Verlage die Wichtigkeit einer ökologischen Buchherstellung erkannt und bieten ihren Kunden umweltfreundlichen Lesestoff. Da das Angebot leider nach wie vor deutlich kleiner ist, als jenes für herkömmliche Bücher aus neuen Papierfasern, möchten wir im folgenden Abschnitt einige Öko-Verlage und Druckereien vorstellen:
- Verlag für Ethik + Gesellschaft
Der Verlag für Ethik + Gesellschaft hat seinen Hauptsitz in der österreichischen Hauptstadt Wien und produziert Bücher, die nicht nur inhaltlich gesellschaftskritisch und ethnisch ausgerichtet sind. Jedes Buch des Verlags wird auch aus 100 Prozent chlorfrei gebleichtem Papier hergestellt. Verwendet wird dafür zum einen Hanf-Papier, zum anderen aber auch 100%iges Altpapier. - lebema.ch
Die Verlagsdruckerei lebema.ch hat ihren Sitz in der Schweiz und ist FSC-zertifiziert. Für den Druck der Bücher werden hier ausschließlich Recycling-Fasern verwendet. - BWH GmbH
Auch die Druckerei BWH GmbH ist FSC-zertifiziert und zeichnet sich unter anderem durch die Unterstützung von Nachhaltigkeit und Qualität in der Buchherstellung aus. Das Unternehmen aus Hannover bietet allerdings nicht nur die ökologische Produktion an, sondern liefert auch noch klimafreundlich durch den Versand über GoGreen von DHL. - Heider Verlag GmbH
Der Bergisch Gladbacher Heider Verlag ist PEFC- und FSC-zertifiziert und hat mittlerweile auch sein eigenes Siegel kreiert. Alle Erzeugnisse, die mit dem Zertifikat „Ökologisch drucken Heider“ gekennzeichnet sind, sind demnach sowohl FSC- als auch PEFC-zertifiziert.
Obwohl man mit der Wahl von Büchern aus Altpapier beziehungsweise Recyclingpapier bereits einen guten Betrag zum Umweltschutz leistet, entscheiden sich immer mehr Leseratten für den kompletten Verzicht herkömmlichen Büchern. Dank des technischen Fortschritts und der sogenannten E-Books ist das heute auch möglich. Ob diese Entscheidung jedoch auch langfristig positive Effekte auf die Umwelt hat, möchten wir im nächsten Absatz erläutern.
Umweltschutz oder Umweltschummel: Sind E-Bookreader wirklich klimafreundlicher?
E-Bookreader haben sich in den letzten Jahren so stark am Markt etabliert, wie kaum ein anderes Gerät der Unterhaltungselektronik zuvor. Keine Frage, diese Geräte sind sicherlich sehr praktisch. Anstatt in den Urlaub verschiedene Bücher einzupacken, verstaut man seinen e-Bookreader im Handgepäck und kann sich mit ein paar Klicks auf diversen Bücherportalen Lesestoff für die entspannten Tage herunterladen. Handlich, platzsparend und einfach zu bedienen ist der e-Bookreader für viele Leseratten längst unverzichtbar geworden. Doch ist ein e-Bookreader auch wirklich ökologischer als ein herkömmliches Buch aus Papier?
Sicherlich – klar ist, dass man beim Abrufen von e-Books definitiv kein Papier benötigt. Dass aber auch durch das Bereitstellen des Readers und durch die Produktion von digitalen Büchern Rohstoffe und Energie verbraucht werden, muss selbstverständlich auch berücksichtigt werden.
Ob nun der e-Bookreader oder das herkömmliche Buch ökologisch schonender ist, hängt damit weniger vom Herstellungsverfahren ab, sondern vielmehr von der Menge an Büchern, die man liest. Ein e-Bookreader lohnt sich daher ökologisch vor allem für Vielleser. Nur so kann der ökologische Aufwand wieder kompensiert werden. Noch deutlicher wird dieses Faktum, wenn man sich die verschiedenen Analysen der Vergangenheit ansieht.
Eine kürzlich von der New York Times veröffentlicht, in der der ökologische Aufwand für einen e-Bookreader mit jenem eines herkömmlichen Buches verglichen wurde.
Demnach verschlingt die Herstellung eines e-Bookreaders rund 15 Kilogramm an festen Rohstoffen sowie rund 300 Liter Wasser. Bei der Herstellung eines Buches hingegen, werden gerade einmal 0,3 Kilogramm an festen Rohstoffen und etwa neun Liter Wasser verbraucht. Ebenso groß sind die Unterschiede beim Stromverbrauch und beim CO2-Ausstoß.
Insgesamt ist der ökologische Aufwand für die Produktion eines herkömmlichen Buches rund 100-mal geringer, als jener für die Herstellung eines e-Bookreaders.
In diesem Fall sind herkömmliche Bücher somit deutlich ökologischer, als e–Bookreader.
Dieses Ergebnis verändert sich jedoch wieder schnell, wenn man die Wege und die Lebensdauer eines Buches, mit jenen einer e-Bookreaders vergleicht. So kommt für die Bücher beispielsweise noch einmal ein erheblicher ökologischer Aufwand für den Transport hinzu. Außerdem werden herkömmliche Bücher in der Regel einmal gelesen und dann weggestellt, während man einen e-Bookreader meist über viele Jahre hinweg verwendet und unbegrenzt viele Bücher lesen kann.
Es kommt also tatsächlich auf die Menge der gelesenen Bücher an. Eine grobe Faustregel besagt:
Ein e-Bookreader bringt erst nach 40 gelesenen Büchern ökologische Vorteile.