Groschenromane – in oder out?

Der Name Heftroman, auch unter Groschenroman oder Groschenheft bekannt, steht für kostengünstig hergestellte Schriftstücke im DIN A5 Format. Sie magazine-806073_1280 by kconcha - pixabay.combestehen meist aus dünnem Papier, mit einigen wenigen Ausnahmen beinhalten sie 64 Seiten, wobei die Texte jeweils in zwei Spalten formiert sind. „Schundroman“ ist die weniger positive Bezeichnung für derartige Literatur, welche allgemein als trivial bezeichnet wird. Sie dient der Unterhaltung, ist auf überaus leicht verständliche Art geschrieben und wird häufig als niveaulos angesehen.

Doch wie angesagt sind diese kleinen unterhaltsamen Heftromane heute noch?

Inhaltsverzeichnis:

  1. Literatur in Kategorien
  2. Groschenromane – günstig und gut?
  3. Süßigkeiten und Groschenromane
  4. Groschenromane im 20. Jahrhundert
  5. Groschenromane heute
  6. Happy End

1. Grundsätzliches zur Kategorisierung von Literatur

Neben denn vielen Buchkategorien, kann Literatur auch grob in folgende drei Bereiche eingeteilt werden: Dichtung und Hochliteratur, Unterhaltungsliteratur sowie Trivialliteratur. Unter letztere fallen die Groschenromane und andere Werke, welchen allesamt der geringste literarische Anspruch zu Teil wird.

Während die Seiten der Romanhefte – wie der Name schon ausdrückt – geheftet werden, besitzen Taschenhefte eine Klebebindung, sie werden in der Regel im DIN B6 Format hergestellt.

Für beide gilt die alte Bezeichnung Groschenromane, die aus der Tatsache entstand, dass die Hefte zu ihrem Entstehungszeitpunkt die billigste Literatur darstellten und bereits für ein paar Groschen zu erstehen waren.

2. Groschenromane – günstiges und praktisches Lesematerial

Groschenromane gibt es bereits seit sehr langer Zeit, ihre Entstehung verdanken sie italienischen und französischen Romanen, welche übersetzt und in Heftform angeboten wurden. Damals wurden sie aus sehr dünnem preisgünstigem Papier hergestellt, sie wurden zunächst auf Jahrmärkten angeboten.

book-791652_1280 by kaboompics - pixabay.comKinder und Erwachsene fühlten sich von dieser Literatur angesprochen, in spannender, trauriger und auch lustiger Form wurden die Themen Liebe und Abenteuer behandelt. Nachdem die Groschenromane zwischendurch zunächst in der Versenkung verschwanden, kamen sie ab Mitte des 19. Jahrhunderts wiederum vermehrt auf den Markt.

Zu diesem Zeitpunkt wurden derartige Romane in Deutschland auch als „Eisenbahn- oder Reiseliteratur“ bezeichnet, da sich diese bestens zum Mitnehmen für unterwegs eigneten. Von Anfang an prägte eine umfangreiche Illustration die Hefte, Markenzeichen war auch ein farbenfrohes Titelbild, welches ebenso sofort ins Auge fiel wie der meist auffällige Titel.

In den Jahren zwischen 1905 und 1914 erfreuten sich Groschenromane ihrer größten Beliebtheit, es entstanden unzählige Serienromane, in Deutschland insgesamt etwa 100 verschiedene Heftreihen.

Ein Markenzeichen von Groschenromanen war und ist das bunte Titelbild sowie eine mitreißende Hauptüberschrift.

3. Süßigkeiten oder Groschenromane?

Gleichfalls erfreuten sich Groschenromane in der Mitte des 20. Jahrhunderts großer Beliebtheit. Zum einen konnten sich auch Menschen mit geringem Budget ein solches Heft leisten, zum anderen bot es eine willkommene Ablenkung zu den täglichen Alltagssorgen. Obwohl die Lust auf Süßigkeiten oftmals das Leben der Jugendlichen beherrschte, stand doch der Kauf eines Romanheftes mit an erster Stelle.

journal-248517_1280 by Tegula - pixabay.comBeim Lesen derselben konnte man in fremde Welten eintauchen, wie man sie so nicht kannte. Die Liebesromane stellten sich als absolut romantisch dar, mit einem Happy End war zu Hundertprozent zu rechnen. Ebenso siegten in den spannenden Abenteuerromanen am Ende immer die Guten, das Böse hatte keinerlei Chance.

Aufgrund der Tatsache, dass meist regelmäßig die gleichen Helden in den Heften auftauchten, waren die Leser neugierig auf deren neue Erlebnisse, so dass die nächste Neuerscheinung schon mit Spannung erwartet wurde. War das Geld selbst für die Groschenromane am Kiosk zu knapp, gab es vielerorts die Möglichkeit, einen Tauschhandel zu betreiben. Dies erfolgte oftmals privat, aber auch öffentliche Tauschbörsen waren keine Seltenheit.

4. Groschenromane in der Mitte des 20. Jahrhunderts

Im Jahre 1953 hatte man die Auswahl zwischen 162 verschiedene Heftreihen, für jeden Lesergeschmack war etwas dabei.

Klassische Themenbereiche der Groschenromane

  • Gangster
  • Geheimagenten
  • Heimat
  • Liebe
  • Schicksal
  • Science Fiction
  • Wildwestromantik

Zu den berühmtesten Groschenromanen der damaligen Zeit zählen beispielsweise „Perry Rhodan“, „Geisterjäger John Sinclair“ und „Jerry Cotton“.

Während ersterer spannende Abenteuer im Weltraum erlebte, hatte John Sinclair mit gruseligen Gespenstern zu tun. Jerry Cotton sorgte dafür, dass böse Verbrecher in New York ihrer gerechten Strafe zugeführt wurden. Bei den Wildwestheften erfreuten sich insbesondere „Zorro“ und „Buffalo Bill“ größter Beliebtheit. Während vorbezeichnete Groschenromane vermehrt von Jungen und Männern gelesen wurden, standen bei den Mädchen und Frauen die Geschichten von „Dr. Stefan Frank“ oder „Der Bergdoktor“ an erster Stelle. In den 1980er Jahren wurde eine Gesamtzahl von rund 300 Millionen Heftromanen jährlich in Deutschland verkauft.

Weibliche Leser bevorzugen fraglos Groschenromane mit Themen wie Liebe und Leidenschaft, die männliche Seite eindeutig Western und Abenteuer.

5. Groschenromane in der heutigen Zeit

Zahlreiche Hauptpersonen aus der damaligen Zeit stellen sich als unsterblich heraus. Noch heute, genauso wie vor Jahrzehnten, erfreuen sie uns mit ihren Liebesgeschichten, Abenteuern u.v.m.

Berühmte Liebesromane

  1. Romana Romane
  2. Julia Romane
  3. Baccara Romane
  4. Bianca Romane.

Im Großen und Ganzen hat sich bei den Liebesromanen im Laufe der Zeit nicht viel verändert. So geht es weiterhin um eine neu gefundene Liebe, welche nur unter Schwierigkeiten zu ihrer Erfüllung gelangt.

Eine Veränderung in diesen Groschenromanen fand insofern statt, dass das Thema Sexualität nunmehr freizügiger behandelt wird. Heute wie früher ist ein positives Happy End garantiert. Gleichfalls gelten auch die Klassiker wie Perry Rhodan u.a. noch immer als sehr beliebt. Die Hauptpersonen sind bei diesen Geschichten dieselben geblieben, Umgebung und Handlung sind moderner geworden.

Groschenromane werden auch heute noch gerne getauscht oder gebraucht verkauft – allerdings in Onlinebörsen, wie zum Beispiel MomoxAbebooks oder Sellorado.

6. Die Happy Ends der Groschenromane locken

In all den Jahrzehnten bis heute stehen Groschenromane in der Kritik, woraus sich auch der im allgemeinen Sprachgebrauch übliche Name „Schundroman“ begründet. So wurde beispielsweise angeführt, dass sich Romanheftchen negativ auf die Sprach- und Ausdrucksfähigkeit von Jugendlichen auswirken können.

mobile-791164_1280 by kaboompics - pixabay.com#Ebenso wurden sie als „volksverdummend“, phantasielos und zeitweise sogar als politisch verdächtig eingestuft. So hat es sich im Laufe der Zeit entwickelt, dass die Leser der Groschenromane schweigen und genießen. Zwar werden diese nicht mehr so häufig wie früher gelesen, jedoch haben sie durchaus auch in den heutigen Tagen noch ihre Fangemeinde.

Viele Menschen, welche mit den Romanheften groß geworden sind, halten immer noch daran fest. Ihnen fehlen oftmals die Vergleichsmöglichkeiten, gleichfalls kommt ihnen die leicht verständliche Schreibweise zu Gute, da sie nie gelernten haben, beim Lesen kompliziertere Komplexe zu erfassen. Letztendlich bieten Groschenromane den Vorteil, eine schöne Geschichte zu lesen, sich in eine Phantasiewelt zu versetzen, die positiver nicht sein könnte.

Auch in der heutigen Zeit haben Menschen noch immer mit genügend Alltagsproblemen und Widrigkeiten zu kämpfen. Die oft als seicht bezeichneten Romane lassen den Leser an wunderschönen Happy Ends teilnehmen, wie man sie sich selbst oftmals erhofft. Wenn die eigenen Lebensträume nicht wahr werden, so lässt es sich doch bei den Hauptpersonen der Groschenromane an deren Glück und Erfolg teilhaben.

Schlussfazit: Ganz gleich, ob sinnvoll oder nicht, Groschenromane haben seit ihrer Entstehung ihren Platz in unserer Lesergemeinschaft.