Lesen mit den Kleinsten – Kindern durch richtiges Vorlesen den Weg in die Literatur zugänglich machen

Bilder und Reize sind heute in einem so großen Maß vorhanden, wie je zuvor. Auch unsereLesen Kleinsten sind dieser Flut an Bildern ausgesetzt und werden mit Computerspielen, Fernsehen, Handys, Filmen und Co Tag für Tag passiv und aktiv konfrontiert. Die Möglichkeit auf eigene Kreativität und Phantasie wird dadurch immer mehr gedämmt und in den Hintergrund gedrängt. Kinderbücher können dieser Negativentwicklung entgegen wirken. Doch so groß das Angebot an Bildern aus PC, Fernsehgerät und Smartphone auch ist, so groß ist auch die Schwierigkeit, Kindern die Welt der Literatur schmackhaft zu machen. Die richtige Buchauswahl und ein paar Tricks und Kniffe beim Vorlesen machen es jedoch möglich, Bücher wieder in den Alltag unserer Kinder einzubringen und selbstverständlich zu machen.

  1. Förderung der Persönlichkeitsentwicklung und Kreativität
  2. Das symbolische Denken als Stütze für den späteren Schul- und Berufsalltag
  3. Sprachgewandtheit und bessere Konzentrationsfähigkeit als weitere positive Effekte
  4. Lesen als Beziehungsgrundstein
  5. Die wichtigsten Tipps zum Vorlesen
  6. Lesen darf niemals Strafe sein!
  7. Fazit

Förderung der Persönlichkeitsentwicklung und Kreativität

Das menschliche Gehirn zeichnet sich unter anderem durch die Fähigkeit aus, sehr gut Bilder im Kopf zu erschaffen – kreativ zu sein. Gerade bei den Jüngsten unter uns funktioniert diese „blühende Phantasie“ noch besonders gut. Jedes gesprochene Wort, jedes Bild, jeder Eindruck wird automatisch und ohne großes Zutun von den Kindern gespeichert und in späteren Erzählungen oder zum Beispiel auch in Zeichnungen wieder abgerufen. Während die eigene Vorstellungskraft ab dem 18. Lebensmonat eines Kindes automatisch entwickelt und heranreift, kann sie sich durch verschiedene äußere Einflüsse und Verhaltensweisen, wie zum Beispiel das Fernsehen, Computerspiele oder ähnliches, wieder zurückbilden. Eltern sollten sich in der Verantwortung sehen, die Vorstellungskraft und Phantasie ihrer Kleinen zu fördern und zu erhalten. Ideal lässt sich das durch die richtige Auswahl und das (Vor-) Lesen von Kinderbüchern umsetzen.

Das symbolische Denken als Stütze für den späteren Schul- und Berufsalltag

Neben der Kreativität und Vorstellungskraft, kann man mit Büchern aber auch das symbolische Denken fördern. Hierbei handelt es sich um die Fähigkeit, mit Buchstaben und Zahlen umzugehen. Kinder, die laufend mit Filmen, Fernsehen oder PC-Spielen konfrontiert sind, werden in ihrer Phantasie gehemmt und können ihr symbolisches Denken nicht richtig entwickeln. Die Folge ist oftmals eine Lernstörung und in weiterer Folge Probleme bei der beruflichen Ausbildung. Wer seinen Kindern also die Welt der Bücher näher bringt, fördert nicht nur die Phantasie und Kreativität, sondern tut auch aktiv etwas für eine glückliche Zukunft seines Sprosses.

Sprachgewandtheit und bessere Konzentrationsfähigkeit als weitere positive Effekte

Doch das (Vor-) Lesen von Büchern bringt viele weitere positive Effekte für unsere Kinder mit sich. Verschiedensten Studien haben bewiesen, dass Kinder, die regelmäßig vorgelesen bekommen oder selbst lesen, eine deutlich bessere Konzentrationsfähigkeit aufweisen. Auch der Wortschatz ist bei Kindern, denen häufig vorgelesen wird, erheblich größer, als bei anderen Kindern. Und das beginnt bereits im Kleinkindalter, denn schon das Durchblättern eines Bilderbuchs legt die ersten Weichen für eine gute Entwicklung der Sprachentwicklung. Besonders wichtig dabei ist das Wiederholen. Das kann bei Bilderbüchern, das wiederholende Erklären der einzelnen Abbildungen und bei „richtigen“ Büchern das nochmalige Vorlesen wichtiger Textabschnitte sein. Grundlage und Voraussetzung für den Erfolg ist natürlich eine dementsprechend vorhandene Motivation des Kindes. Vorlesen oder das Durchblättern von Kinderbüchern sollte daher stets ohne Zwang und Anstrengung passieren. Auch das Kuscheln mit Papa oder Mama während des Vorlesens kann für die Kleinen Grund genug sein, um den Spaß und die Freude am Lesen zu festigen.

Lesen als Beziehungsgrundstein

Bücher haben aber nicht nur Einfluss auf die Phantasie und die kreative Entwicklung unserer Kinder, sondern sind auch maßgeblich für die Beziehung zu den Eltern von Bedeutung. Die Ruhe, das Aneinanderkuscheln und das Entspannen in den Armen der Mutter oder des Vaters lässt die Kinder noch besser in die eigene Phantasiewelt eintauchen. Sie erfahren Geborgenheit und genießen die gemeinsame Zeit ohne jegliche medialen Einflüsse des modernen Lebens. Nicht selten werden während dieser Lesezeiten Fragen aus dem hektischen Alltag geklärt, Dinge erzählt und unnötige Ängste besprochen und aus der Welt geschaffen. Wichtig dabei ist auch die Regelmäßigkeit und dass sich das eigene Kind darauf verlassen kann, schon bald wieder seine Lesezeit mit den Eltern genießen zu dürfen.

Die wichtigsten Tipps zum Vorlesen

Um all diese wichtigen Erkenntnisse nun auch in die Tat umzusetzen, möchten wir die wichtigsten Punkte zum Thema Vorlesen in den folgenden Punkten zusammenfassen:

  1. Schaffen Sie Ruhe: (Vor-) Lesen sollte niemals in Hektik geschehen, sondern entspannen. Unweigerliche Grundvoraussetzung dafür ist Ruhe. Das gemütliche Sofa, der Schaukelstuhl oder auch das Bett sind ideal dafür geeignet, dass Kinder in ihre eigene Phantasiewelt abtauchen können. Während des Vorlesens sollte weder Radio noch Fernseher laufen.
  2. Wählen Sie den richtigen Moment für die Lesezeit: Nicht jeder Zeitpunkt des Tages eignet sich als Vorlesezeit. Idealerweise sollte man für sich und sein Kind einen Moment des Tages finden, der sich perfekt als Lesezeit eignet. Das kann entweder direkt vor dem Mittagsschlaf sein, viele sehen aber auch das Zubettgehen als idealen Zeitpunkt für ihre Lesezeit an. Der Zeitpunkt sollte wenn möglich nicht mehr verändert werden, sondern jeden Tag derselbe sein.
  3. Lesestoff frei wählbar: Wichtig für Kinder ist natürlich nicht nur dass vorgelesen wird, sondern auch welches Buch dafür gewählt wird. Kinder sollten ihr Buch selbst auswählen dürfen. Wie die Auswahl ausfällt, hängt in der Regel von bestimmten Ereignissen, der Stimmung und den aktuellen Emotionen des Kindes ab. Ist das Buch erst einmal selbst gewählt, lassen Vorfreude und Motivation nicht lange auf sich warten.
  4. Zwischenfragen erlaubt und sogar erwünscht: Vorlesen bedeutet nicht, dass Ihr Kind nur zuhören soll! Vielmehr sollte das Vorlesen ein Dialog zwischen dem Kind und den Eltern sein. Ganz gleich, ob das Kind Fragen zum Vorgelesenen stellen möchte oder selbst etwas dazu erzählen will – dafür sollte und muss auf jeden Fall Zeit eingeräumt werden. Viele Kinder erzählen Dinge und Erlebnisse erst dann, wenn Sie aus welchem Grund auch immer oder zum Beispiel auch durch eine bestimmte Geschichte aus einem Buch, wieder darauf erinnert werden. Um Erlebnisse zu verarbeiten, benötigen Sie ein Gegenüber, das ihnen die notwendige Aufmerksamkeit schenkt.
  5. Kinderbücher dürfen auch als solches behandelt werden: Wer seinem Kind etwas aus einem Kinderbuch vorliest, sollte dem Kind die Möglichkeit geben, das Buch nicht nur akustisch, sondern mit allen Sinnen zu erleben. Dazu gehört auch das Vor- und Zurückblättern, das Bewundern und genaue Betrachten der Bilder. Pausen gehören somit genauso zum Vorlesen, wie das Lesen selbst und sollten dem Kind genauso, wie die Zwischenfragen bedingungslos eingeräumt werden.
  6. Beim Vorlesen kreativ sein: Vorlesen muss nicht unbedingt bedeuten, eine Geschichte 1:1 aus dem Buch wiederzugeben. Der Inhalt kann und soll auch gerne in eigenen Worten, mit Ergänzungen zu eigenen alltäglichen Geschehnissen und vielleicht sogar mit veränderten Figuren verändert werden. Das sorgt dafür, die Aufmerksamkeit des Kindes noch mehr zu fördern und die Spannung beizubehalten.
  7. Gehen Sie mit gutem Beispiel voran: Unsere Kinder lernen in erster Linie davon, was sie von uns sehen und hören. Wer den ganzen Tag vor dem Fernseher sitzt, wird seinen Kindern kaum glaubhaft vermitteln können, wie toll das Lesen und Schmökern in Büchern sein kann. Aus diesem Grund lohnt es sich, die eigenen Verhaltensmuster zu überdenken, die Zeiten vor dem Fernseher, vor dem Computer und dem Radio zu reduzieren und stattdessen ein gutes Buch in die Hand zu nehmen.

Lesen darf niemals Strafe sein!

Ein Buch zu lesen sollte niemals als Strafe angedroht oder umgesetzt werden. Obwohl es diese Pflichtlektüre nach wie vor in vielen Schulen gibt, sollte man zumindest zuhause keine derartigen Verbindungen schaffen. Lesen soll und muss immer eine Bereicherung und eine freiwillige Beschäftigungsmöglichkeit für Kinder sein, die man fördern jedoch nicht erzwingen darf! Nur so behalten die Kleinsten die Freude, die Geborgenheit und die Lust am Lesen ein Leben lang bei.

Fazit:

Vorlesen und später auch das Selbstlesen sollte ein fixer Bestandteil einer jeden Kindheit und Entwicklung sein. Alleine die Förderung oder das leider immer noch gängige Aufzwingen des Lesens in Kindergärten und Schulen ist weder ausreichend noch der richtige Weg. Nur durch das aktive vorleben, erleben und gemeinsame Gestalten von Lesezeiten, können Kinder an die phantasievolle Welt der Bücher mit Freude, Motivation und Begeisterung herangeführt werden.